Bed & Breakfast

(Modell: Christiane Stein)

(Text in English)

Was bleibt – wenn jemand nicht mehr ist? Erinnerungen: materielle, wie die Strickjacke meiner Großmutter, die ich anziehe, an sie denke und mir somit ein Stück ihrer Nähe zurückhole. Ihre Spuren, die sie in mir hinterlassen hat. Immaterielle. Sie beinhalten die Geschichten, die sie auf ihre ganz besondere Art erzählt hat, ihr Lachen, ihr Singen, ihre Schmerzen.

Schlaflieder sind eine Brücke zu in uns hinterlassenen Spuren. Zu unserem familiären wie kulturellen Erbe. Einmal tauchen die Lieder langsam wieder auf, wenn Sie jemanden nach „seinem“ Schlaflied fragen und dann beginnt eine ganze Geschichte: wer wen wie wann in den Schlaf gesungen hat.

„bed&breakfast bietet Ihnen eine preiswerte Alternative zu Hotels und Pensionen. Statt in anonymen Hotelbetten übernachten Sie“ nicht wie es im Werbetext weiter heißt „in privaten Gästezimmern“, sondern an einem öffentlichen Ort, einem Theater- bzw. Ausstellungsraum. Dort werden Sie einen privilegierten Moment neu oder wieder erfahren: Sie werden persönlich in den Schlaf gesungen, ein Privileg, das wir sonst nur als Kinder kennen, wenn uns Schlaflieder gesungen werden, uns die Angst vor der Finsternis zu nehmen, den Sandmann zu bestellen, Wiegen-, Schlaf- und Nachtlieder unterschiedlicher Herkunft, Sprache und Musikalität, gespickt mit Gedichten und Geschichten: eine Nacht zwischen Traum und Wachen; die Sehnsucht, wieder in den Schlaf gesungen zu werden, wird erfüllt.

Welches ist Ihr Lieblingsschlaflied?

Heike Schmidt und Thilo Thomas Krigar ziehen von Bett zu Bett und begleiten das Einschlafen mit ganz zart gesungenen Schlafliedern, Gute-Nacht-Geschichten oder Gedichten und einem offenen Ohr für den schönsten und schrecklichsten Moment des vergangenen Tages.

Die Idee dieser Nacht, den wunderbaren, intimen, privilegierten Moment zu erinnern, zurück zu holen, den man als Kind hatte: dass jemand ganz für einen alleine singt. Es geht um dieses intime Dazwischen, zwischen Flüstern und Singen angesiedelte in den Schlaf begleiten. Dauer: die ganze Nacht, inklusive Frühstück. A night to remember.

Heike Schmidt, Thilo Krigar, Erwin Jans und Christiane Stein wollen ihr Publikum nicht konzentriert halten, sondern es aus der Konzentration entlassen in neue Imaginations-Räume.

Raummodell fuer die Auffuehrung in der Nationalgalerie

Konzept und Gesang: Heike Schmidt
Komposition und Cello: Thilo Krigar
Dramaturgie: Erwin Jans
Raum: Christiane Stein
Kostüm: René Eger, Karolin Pfeffer

Aktuelle Termine

siehe News



Bisherige Aufführungen

Neue Nationalgalerie, Berlin
21. 22. 23. April 2006
Heike Schmidt mit Thilo Krigar (Komposition, Cello)

Dublin Fringe Festival
14. 15. 16. 17. September 2005
Heike Schmidt mit Franziskus Rohmert (Cello und Gesang)

Festival break.2, Ljubljana
10. 11. November 2005
Heike Schmidt mit Franziskus Rohmert (Cello und Gesang)



Presse

A night to remember
Peter Crawley, Irish Times, Tuesday September 20

… Heike Schmidt’s entrancing Bed & Breakfast invited us to spent the night in a hostel, where we pyjama-clad spectators peered out from under our duvets, minds hovering in that liminal space between sleep and wakefulness, as two German performers sang us to sleep with international lullabies.

It was disarming and hypnotic, graceful and startling, as Heike Schmidt moved serenely through the room performing songs, familiar and strange, over the restful strains of Franziskus Rohmert’s cello. At times Schmidt sang warmly to individual slumberers, or ruptured the tranquillity with sudden starts: an unsettling Grimm’s fairytale, an Emily Dickinson poem, an unexpected thump and feral chant. Waking us at 6:30am with a dissonant composition torn from newspapers headlines – “Tourist shot dead!” – they invited us all, strangers no more, to sit down to breakfast, to share our recollections of childhood lullabies. Weird, perhaps, but quite wonderful, too. …


Sweet dreams in Schmidt’s B&B
Luke Clancy, EVENING HERALD, Thursday September 15th, 2005

The Fringe has always had a special talent for throwing up unusual shows in unusual venues. But this year’s show from Germany’s Heike Schmidt is, you might say, the best one yet. …
(full article)



Heike Schmidt (1971)

Heike Schmidt arbeitet seit ihrem 17. Lebensjahr genreübergreifend in unterschiedlichen Kontexten, Theater- und Kunstformen.

Zum 50. Jahr der Reichskristallnacht entstand ihre erste Arbeit im Luna-Theater ihres Geburtsorts Schwabach: Furcht und Elend des Dritten Reiches von Bertolt Brecht. Nach dem Studium der Theaterwissenschaften und audiovisuellen Medien an der Friedrich-Alexander-Universität Nürnberg Erlangen (1991/1992), und Regieassistenzen nahm sie eine Ausbildung an der Ecole de la Chanson de Paris auf, die sie mit einem Abschlusskonzert in der Passage du Nord-Quest beendete (1992-1994). Ihre Ausbildung blieb jedoch nicht eingleisig, sie besuchte die Tanzausbildung „Expression Primitive“ bei Herns Duplan (1992-1996) und ließ sich zur Feldenkrais-Pädagogin bei Myriam Pfeffer in Paris ausbilden (1994-1998).

Damit schuf sie die Grundlage für ihre vielfältig angelegten Theaterabende, die seit Juni 1994 entstanden. Dazu gehören ein eigenes Chansonprogramm, das im Theater Sentier des Halles in Paris Premiere hatte (1994), die Inszenierung des Monologs Die Amerikanerin von Nikolaj Koljada auf dem U-Bahnhof Wittenbergplatz, Berlin (1998), die Inszenierung Paul von Curtius Burz, Theaterhaus Berlin (1999). Der szenische Liederabend LiebesGeld – Danse Macabre, bei dem sie die Idee lieferte, sang und auch die Produktion besorgte, fand im Juli 2000 statt. Sie organisierte das Festival beckett in berlin 2000, das in Zusammenarbeit zwischen der Akademie der Künste und dem Hebbel-Theater stattfand, hospitierte bei Jürgen Flimms Otello-Inszenierung an der Deutschen Staatsoper Berlin (2001). Ihre enge Verbindung zum frankophonen Sprachraum fand in ihrer Tätigkeit als Kulturassistentin am Institut Français de Berlin (2001/2002) ihren Ausdruck. Eine CD – danse macabre folgte (2001), wie das Chansonprogramm Plat de nuit.

2005 erhielt sie eine Studioförderung vom Berliner Senat, brachte im September ihre Schlafliedperformance Bed&Breakfast beim Dublin Fringe Festival erstmals zur Aufführung. Mit einer 60 Sekunden-Komposition ist sie bei dem 60×60 Project New York beteiligt.



Thilo Thomas Krigar (1961)

Foto: Mike Thulke

Thilo Thomas Krigar studierte Musik an der UdK Berlin, Violoncello bei Markus Nyikos, Stanislav Apolin, Siegfried Palm und Ottomar Borwitzky und Musikwissenschaft an der TU bei Prof. Carl Dahlhaus. Von 1986 bis 1988 lehrte und konzertierte er in Lateinamerika und befasste sich intensiv mit außereuropäischer Musik. 1989 gründete er die Pythagoras Strings. Als Solist und Kammermusiker konzertierte er in über dreißig Staaten.

1974 begann Thilo Thomas Krigar mit dem Komponieren. Seit etwa zehn Jahren steht die Komposition mit dem Schwerpunkt Ensemble- und Kammermusik im Mittelpunkt seiner Arbeit. Er befasste sich intensiv mit zahlreichen literarischen Stoffen, schuf Literaturvertonungen und Musiktheater, in denen Schauspieler wie Otto Sander, Marianne Hoppe, Christian Brückner, Ursela Monn, Iris Berben und Angela Winkler auftraten. Für die Cultural Capital Weimar 1999 schuf Thilo Thomas Krigar eine „Musikalische Morgenlandfahrt“ zu Goethes West-östlichen Divan; Für die Cultural Capital of Europe 1997 und die Alte Oper Frankfurt produzierte er „ODYSSEE“.

Seit 2000 realisiert er in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern „www.dna-in-concert.de – der Fluss der genetischen Information“. Molekularbiologische Erkenntnisse werden in eine musikalische Sprache transkribiert.

www.thilo-krigar.de



Erwin Jans (1963)

Erwin Jans studierte Germanistik und Theaterwissenschaften an der Katholieke Universiteit Leuven (Belgien). Von 1993-98 war er Dramaturg bei der Koninklijke Vlaamse Schouwburg in Brüssel. Er war dort unter anderem verantwortlicher Leiter der multikulturellen Programmation des Theaters. Seit 1998 arbeitet er als Dramaturg beim ro theater in Rotterdam (Holland). Er lehrt am Institut für Cultural Studies an der Katholieke Universiteit Leuven und an der Hogeschool Antwerpen. Er arbeitet mit Regisseuren wie Guy Cassiers, Alize Zandwijk, Ivo Van Hove, Franz Marijnen, Gerardjan Rijnders. Er war Chefredakteur der Theaterzeitschrift Etcetera und publiziert umfassend über Theater, Literatur und Kultur. Er ist Redakteur der Kulturzeitschrift ‘freespace Nieuw Zuid’.



Christiane Stein (1963)

Christiane Stein studierte Philosophie und Germanistik in Hannover und Berlin. Seit 1987 ist sie in der Filmproduktion tätig. Bis 1995 arbeitete sie als Produktions- koordinatorin / Aufnahmeleiterin), und seither ausschließlich als Set Decorator und Ausstatterin für deutsche und internationale Film- und Fernsehproduktionen. Sie arbeitete mit Regisseuren und Künstlern wie Otar Osseliani, Wim Wenders, Rebecca Horn, Nikolaus Schilling, Egon Günther und Peter Keglevic.

Ihre Konzeptionen sowie die Umsetzung für Szenenbilder entstehen in dem Berliner Büro für Filmarchitektur & Setdesign, das sie gemeinsam mit dem Filmarchitekten Martin Schreiber und weiteren Filmkreativen führt. Es ist auf der „Roten Insel“ in Berlin Schöneberg angesiedelt.

Prayer – a human function

Introduction

Prayer has been existing as long as human mankind. Practicing prayer means that we are creating patterns (movement patterns, thought/language patterns) which influence our habits, our way of sensing and thinking, our way of being in the world. As human beings we live in different cultures, environments, languages. Belonging to where we come from we are creating variations on the same themes. The way people walk for example is different, individually and culturally: Africans walk quite differently than Europeans and Asians, but they all walk.
Concerning prayer, we are interested in the way how people from all over the world pray today. And what praying means to them.
The main focus in Prayer – a Human Function is on movement and how it affects us; we are not dealing with the aspect of the words in prayer, even though this aspect is linked and mostly present. In the beginning there is a dialogue, a personal and intimate expression.
As the interviews are part of the performance the privacy becomes politically relevant.
It is from within that we are creating the world we live in.

The whole project consists of three parts: an interactive homepage meant to open up a dialogue about prayer and prayer habits, a performance in public places of a short choreography based on the collected prayer-movement material, a performance in a theatre that will end with an installation where people are kindly asked to participate with their ideas, thoughts, comments.

I want to thank everybody who took the time to meet, to exchange, to give an interview. I am deeply grateful to the openness and the trust, I encountered in the previous months.

Heike Schmidt